„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Freitag, 17. März 2017

Erdowahnsinn


Der osmanische Sultan und seine Wesire verlieren jedes Maß und Ziel aus den Augen. Mit denen gehen nicht nur die Pferde sondern die gesamte Seldschukenreiterei durch. Und die Medien von Alamanya wissen kaum, wie sie es deuten sollen.

Die „FAZ“ zum Beispiel titelt wie die meisten „anspruchsvollen Qualitätsmedien“ und auch wie gestern hier schon aus Zeitnot nur kurz erwähnt:

"Türkischer Außenminister warnt vor "Religionskriegen" in Europa"

Ach ne!
Finde ich ja jetzt wirklich seltsam.
Waren es doch der Türken ureigenste Propagandisten und Kopftuchmissionarinnen höchstselbst, die jahrelang jeden Warner vor dem radikalen Islam und den nationalistischen Türken als islamophobe Hetzer und Faschisten beschimpft haben – unter dem frenetischen Jubel der heimathassenden Dumpfbacken vom ultralinken Rand. Und jetzt fallen ihnen die Larven von den Fratzen, und wenn man sich die Mimik der Großwesire des Operettensultans und auch ihm selbst bei ihren Schrei-Reden anschaut, kann man blanke Verachtung und Hass lodern sehen. Sie drohen uns mit Krieg.
Richtig gelesen.
Sie „warnen“ nicht. Sie drohen. Unverhohlen und unverschämt.

„Bald könnten in Europa auch Religionskriege beginnen, und sie werden beginnen.“

Ich habe schon seit Längerem darauf hingewiesen, dass nach meinem Empfinden Erdogan nur deshalb gegen den IS auftritt, weil er ein Problem mit Al Baghdadi hat. Der macht ihm den Sessel als Khalif der Umma streitig. Mit dem Kopfabsäbeln und dem Kurdenschächten hat er offensichtlich weniger Probleme als damit, dass er nicht der Chef der Truppen ist.
Es kann nur einen geben.

Und für den offensichtlich im Cäsarenwahn angekommenen Verhaltenskreativen ist die Antwort klar, wer der einzige legale Nachfahre der Khalifen und des Propheten sein muss. Ein dahergelaufener krimineller und fusselbärtiger Halsabschneider aus der Gosse wie dieser IS-Oberschächter kann ihm, den auf der Liebe seiner Untertanen an die Seite des Propheten gehobenen Großsultan der einzig wahren Sunniten, doch nicht die Rolle als Heiliger Krieger abspenstig machen?!

Und so reiten seine Wesire weiter verbale Attacken um den Weg zu pflastern, auf dem sie den Islam nach Europa tragen wollen, denn für mich ist es Erdogans geplanter Großer Wurf, das Herz des Kontinents im Staatsstreich an seine Seite zu ziehen um das Recht, sich zum Khalif auszurufen, auf seiner großartigen Rückeroberung und sogar Neueroberung europäischer Provinzen unter Herrschaft des sunnitischen Islam zu begründen.

Doch wenn man denkt, die Türken hätten keinen Humor, täuscht man sich:

„Der Türke ist nirgendwo ein Schmarotzer.“

Gut so. Ich hoffe, all jene Türken mit illegaler Staatsbürgerschaft, die diese vorschieben um Sozialleistungen abzuschöpfen, nehmen ihren Wesir wörtlich und lehnen in Zukunft jegliche Schmarotzerprämie aus den Sozialtöpfen angewidert ab.

„Ihr werdet von Eurem befehlenden Diskurs absehen. Die Türkei befiehlt“, sagte er. Die Türkei sei die „Umma“, die weltweite Gemeinschaft von „zwei Milliarden“ Muslimen. „Deshalb könnt Ihr mit der Türkei nicht im Befehlston sprechen. Ihr müsst anständig reden, Ihr könnt um etwas bitten.“

Natürlich, die Türkei befiehlt. Der Großsultan winkt und die Sonne hält den Lauf an.
Die Türkei ist nicht die Umma, sondern die Türken sind ein Teil davon. Ein ziemlich kleiner, und auch wenn das das in keiner Relation zur Realität übersteigerte Selbstwertgefühl des Durchschnittsosmanen zum Toben bringt, sogar geradezu bedeutungslos winziger. Ob der Rest der Umma gesteigerten Wert darauf legt, sich von dem polternden Großkotz vor seinen Karren spannen zu lassen, bleibt abzuwarten. Aber wie gesagt: die Vermutung liegt nahe, dass genau dieser Führungsanspruch es ist, der den Irren vom Bosporus dazu treibt, als Großer Feldherr des Heiligen Djihad gegen Europa zu ziehen und es zu unterwerfen.

Was ich persönlich durchaus vermute, ist, dass die nicht irgendwelche Aprilscherze absondern und ein bisschen herumpoltern, nein, die meinen das ernst. Abgesehen von kleinen Scherzeinwürfen wie dem vom „Schmarotzer“, die auch eher unfreiwillig komisch sind, sind die sprenggläubigen Vertreter der Religion der Friedhofsruhe eher humorbefreit. Schön langsam sickert die Wahrheit aus den Ritzen, dass die von dem IS angekündigten Schläfer und Kämpfer wirklich mit dem „Flüchtlingsstrom“ nach Europa eingedrungen sind.

Und so stellt die „BILD“ es etwas drastischer, aber wohl leider realitätsnaher dar:

„Erdogan-Minister droht:„Heilige Kriege werden bald in Europa beginnen!““

Und veröffentlicht auch ein Foto, dass es dem Letzten klar macht, mit wem man es hier zu tun hat:



Der „Wolfsgruß“, den Cavusoglu hier zeigt, ist das Erkennungszeichen der turknationalistischen radikalen, als faschistische Organisation eingestuften „Grauen Wölfe“. Ist es nicht putzig, wenn ein Faschist anderen vorwirft, Faschisten zu sein?

Ach ja, die sich sonst in jubelnder Sultan-Propaganda geradezu überschlagende „Daily Sabah“ bietet heute zu dem Thema absolut nichts. Gar nichts.

Es gibt eben Nachrichten, die man den strammen Türken, die mutig im Schlamm der Länder der ekligen Ungläubigen ausharren, lieber nicht zumutet. Die Frage ist nur, ob es ihre zarten Seelen sind, die geschützt werden müssen, oder ob es eher so ist, dass sogar die Propagandablätter Erdogans jetzt aufpassen müssen, was sie seinen Jubelosmanen vorsetzen, damit die nicht vor der Zeit einzelfällig zu labilen Ausrastern werden und sich in den privaten Djihad werfen, bevor der offizielle ausgerufen wurde.

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