„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 6. März 2017

Merkels Wertekosmos



Da sage mal noch einer, es gäbe bei der ganzen Kiste zwischen Berlin und Ankara keine Komik. In der Wiener Zeitung gibt es einen Artikel, den muss man einfach köstlich finden. Er beginnt nämlich bereits mit zwei Sätzen, bei denen es mich vor Lachen fast aus dem Sessel gehoben hätte:

„Nein, verbogen hat sich Angela Merkel nicht. Das würde nicht ihrem Naturell entsprechen und auch nicht ihrem Wertekosmos, in dem Dinge wie Prinzipienfestigkeit einen hohen Stellenwert einnehmen.“

Ist der gut? Ist der nicht ein Brüller?? Allein schon Merkel und Wertekosmos in einen Satz zu würfeln erfordert entweder Geschick oder Blindheit. Und dann auch noch Prinzipienfestigkeit. Ich meine, wir reden hier von Merkel. Eh schon wissen, Atomkraft ist sicher, mit mir wird es kein Abgehen von der Wehrpflicht geben, Multikulti ist tot. Genau die Merkel.
Hat mal jemand der Redaktion der WZ gesteckt, dass Fasching, Saufen und Witze reißen vorbei ist? Scheinbar nicht. Oder die meinen das wirklich ernst.

„Es müsse alles getan werden, um die Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit und Vielfalt der Gesellschaft zu erhalten …  "Opposition gehört zur Demokratie dazu", sagte Merkel, die sich in Ankara auch demonstrativ mit Oppositionspolitikern getroffen hatte.“

Ach ja? Wirklich?
Wollen wir uns mal die Gewaltenteilung in Deutschland anschauen?
Absolutes Dekretionsrecht ihrer Majestät, faktische Außerkraftsetzung von Grundgesetz und Parlament, Aufbau eines diktatorischen Regimes, das inzwischen locker mit dem der DDR mithalten kann. Nicht mit seinen Zielen, aber mit seinen Methoden. Nicht umsonst werden erschreckend viele Positionen inzwischen von alten SED-Recken und Stasi-Kampfgenossen besetzt. Nicht umsonst ist ein Heiko Maas, der in jedem halbwegs funktionierenden Rechtsstaat schon längst über seine Machenschaften geflogen wäre, weiter der Großinquisitor der Merkelkirche.

Oder ein Blick auf die Meinungsfreiheit in Deutschland? Ein Land, das gerade dabei ist, eine staatliche Zensurbehörde nach dem Strickmuster eines „Wahrheitsministeriums“ zu installieren, um nicht nur Falschmeinende auszusortieren, sondern deren Meinung erst gar nicht vor die falschen Augen und in die falschen Ohren, also die des Wahlvolkes, kommen zu lassen. Selbst unter Breshnew wurde nicht effektiver gegen Dissidenten vorgegangen. Und wer es aufgrund seiner Stellung schafft, sich trotzdem Gehör zu verschaffen, wird sarazziniert oder pirinccisiert. Komplettlöschung unter Urheberschutz stehender Texte kritischer Autoren ist die moderne Form der Bücherverbrennung. Und Merkel redet von Meinungsfreiheit.

Vielfalt der Gesellschaft?
Solange zu der Vielfalt Salafistendemos, wehende türkische Fahnen und Hasspredigten radikaler Muslime gehören scheint für Merkel alles in bester deutscher Butter zu sein, und das fingerdick. Aber sobald irgendwelche knietschigen Sachsen auf die Straße gehen und sagen, das wäre eine schleichende Islamisierung und sie lehnen das ab, fahren Wasserwerfer auf und die Hetze gegen diese Bürger kennt keine Grenzen des Anstands mehr. Wer glaubt diesem Floskelautomaten noch ein Wort?

Opposition gehört zur Demokratie? Warum wird dann in Deutschland am finanziellen Vernichten einer höchstrichterlich zugelassenen Partei gekiefelt? Ich persönlich halte nach einigen Gesprächen und Meldungen die NPD für einen Haufen Idioten mit dem Potenzial extremer Kotzbrockigkeit, aber erstens stehen sie da nicht allein auf weiter Flur, selbst die Grünen schaffen das ohne Anlauf, und zweitens bedeutet genau das Opposition und Meinungsfreiheit – beide haben in einem demokratischen Rechtsstaat absolute Daseinsberechtigung, egal wem sie gefallen und wem nicht. Wenn ausgerechnet Merkel, deren Großiniquisitor und seine illegale Privatstasi massiv gegen Oppositionelle und Andersdenkende vorgehen, von Opposition reden, ist das ein Witz. Die haben einen Parteienblock geschmiedet, der es locker mit der Nationalen Front der DDR aufnehmen kann und bekämpfen alles außerhalb ihres Eliteklubs mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.

Das wirklich Komische am Veitstanz des Irren vom Bosporus ist ja nicht, dass er dem Merkel-Regime Nazimethoden vorwirft, sondern dass ausgerechnet er dem Merkel-Regime Nazimethoden vorwirft. Denn im Prinzip hat er ja Recht, aber diese Methoden richtet Merkel gerade absolut nicht gegen Türken in Deutschland sondern ausschließlich gegen Deutsche in Deutschland. Es waren Demonstrationen gegen die Invasionsflut die mit Wasserwerfern und Gummigeschossen auseinandergeprügelt wurden, es sind Oppositionspolitiker, gegen die die nützlichen Idioten der hirnlosen Antifa von der Leine gelassen werden und deren Autos und Häuser angezündet werden. Es sind Leute wie Sarrazin und Pirincci die auf höchste Weisung abgewürgt werden (und bei Wendt bahnt es sich gerade an). Gegen Türkendemos ist bisher noch niemand vorgegangen, egal was für widerlich-ultranationalistische und radikalislamische Zusammenrottungen das auch waren.

In weiteren drei Absätzen wird äußerst vorsichtig und geradezu verharmlosend geschildert, wie tief Merkel dem Großsultan wiederholt in den Hintern gekrochen ist. Böse Zungen haben ja schon gewitzelt, Erdogan könne sich bei offiziellen Auftritten niemals hinsetzen, weil im Merkel hinten drin steckt.

„Doch genutzt hat Merkel das alles wenig. Denn heute steht die Kanzlerin vor einem türkischen Scherbenhaufen, die Beziehungen sind nicht erkaltet, sondern erfroren.“

Na, wen wunderts? Arabische Despoten kann man nicht kaufen, die sehen Geldflüsse nicht als Verpflichtung zu Loyalität sondern als ihnen zustehenden Tribut. Und dieser Tribut fließt auch weiterhin.

„Dass Erdogan bereit ist, den Flüchtlingsdeal als Druckmittel einzusetzen, hat jedenfalls schon die Vergangenheit gezeigt.“

Das ist auch sein einziger Trumpf, deshalb kann er ihn nicht spielen. Wenn er das tut, ist er jedes Druckmittel los. Seine dümmlichen Ausrotzungen, er würde sonst Deutschland mit Wirtschaftssanktionen belegen, sind nichts wert. Soll er versuchen, denn wenn sein Land wirtschaftlich ganz vor die Hunde geht, und das würde dann unweigerlich geschehen, ist es vorbei mit der Liebe des Volkes für ihren großen rotzbremsigen Führer. Und sollte er, wie auch schon angedroht, den Konflikt aktiv auf deutschen Boden tragen, würde ein etwa zwei- bis dreijähriger Bürgerkrieg das „Türkenproblem“ mit deutscher Gründlichkeit einer Endlösung zuführen. Das will keiner. Außer der Irre vom Bosporus vielleicht, denn jetzt kommt der kleine selbstüberschätzende großkotzige und wegen jeder Kleinigkeit beleidigt herumtobende Türkenlümmel heraus, der er ist. Ein Abbild der „Ischfickdisch“-Pöbler vom unteren deutsch-türkischen Gesellschaftrand. Eine Karikatur der eigenen Vorurteile.

Doch zurück zu Merkel. Was könnte die tun? Als gestrenge Mutti den kleinen Recep am Ohrwaschel nehmen und ihm verklickern: Horch zu, Kleiner, ich habe mich jahrelang bemüht dich wie einen Erwachsenen zu behandeln, aber wenn du hier herumtobst und schreist, fängst du dir eine Watschen ein, klar? Geh in deine Sandkiste spielen, lass die Kurden in Ruhe und bastel dir deine neo-osmanische Sandburg, aber wenn du nochmal den Mund vollnimmst, gibt es eine Klatsche.

Kann sie aber nicht. Nicht wegen der „Flüchtlinge“ und nicht wegen der Türkenlegionen im eigenen Land sondern weil sie ihr Gesicht verlieren würde. Sie müsste dazu die Maske abnehmen, die eh schon mehr schlecht als recht die hässliche Fratze dieser machtbesessenen Frau aus einfachen Verhältnissen verdeckt, die um nichts besser ist als die des machtbesessenen Sultans aus einfachen Verhältnissen. Bruder und Schwester im Geiste haben gerade einen Clinch, der kleine Bruder tobt und schreit, die große Schwester mockt und bockt und wir dürfen mit Staunen zuschauen und spannend erwarten, wie am Ende wohl die Versöhnung aussehen wird und was uns das kosten wird.

Die „Wiener Zeitung“ wird dann sicher wieder einen jubelnden Artikel über die herausragende Prinzipienfestigkeit ihrer Hosenanzüglichkeit verfassen. Ich freu mich jetzt schon drauf.

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