„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 25. Mai 2017

Burkini

Immer, wenn sich irgendwo in unserem Kulturkreis ein sprenggläubiger Surensohn medienwirksam und unter Mitnahme möglichst vieler unschuldiger Menschen, die nicht seiner krankhaften Götzenanbetung folgen, zu seinen 72 paradiesischen Jungfern detoniert, folgen unweigerlich die politisch korrekten Artikel über die tägliche schwere Diskriminierung der armen Mohammedaner, als ob man uns permanent einreden wollte, es bliebe ihnen ob unserer schwer unterdrückenden und erniedrigenden Handlungsweise gar nichts anderes übrig, als sich vor Verzweiflung und unter Mitnahme unserer Kinder in die Luft zu sprengen.

Und so wundert es auch nicht wirklich, dass prompt der „Kurier“ eine empörungsschwangere Meldung über schwere Muselmanendiskriminierung veröffentlicht, wobei man es aus verständlicher Emotionalität mit der journalistischen Sorgfalt jetzt nicht übertreibt.
Und wie so oft beginnt das Elend schon bei der Schlagzeile.

Neuwaldegger Bad: Hausverbot für Burkini-Trägerinnen“

Was? Hausverbot? Das heißt, die dürfen generell das Gelände gar nicht betreten?
Scheint so, denn es wird ja noch einmal nachgetreten:

Im privaten Wiener Freibad will man keine Besucherinnen in Ganzkörperbekleidungen.“

Na gut, schalten wir mal die Empörungsbesoffenheit ab und erinnern uns, wie es damals im faktischen Zeitalter gewesen wäre:
Erstens handelt es sich um ein privates Bad, und da können die Besitzer theoretisch sogar vorschreiben, dass nur Menschen mit lila gestreiften Pyjamas und gelber Krawatte eingelassen werden.
Zweitens, wen das stört, der kann immer noch ins städtische Freibad gehen oder gleich an die Donau, es gibt nämlich kein grundlegendes Menschenrecht auf Freibadbesuch oder öffentliche Körperbewässerung.
Drittens könnte man es als Diskriminierung auslegen, wenn man explizit nach Geschlecht, Alter, Hautfarbe oder anderen unabänderlichen Merkmalen sortieren würde, aber nein, man verbittet sich nur bestimmte, angeblich doch immer nur freiwillig angelegte, Bekleidungen.
Viertens wäre der Zusatz, dass man dämlich herumkichernde und die weiblichen Badegäste mit dem Handy filmende Jungmännchenscharen auch nicht toleriert, die beste Werbung für die Badbetreiber und durchaus geschäftsfördernd.

Aber, und jetzt kommt das Aber, es gibt ja gar kein Hausverbot. Es gibt nur eine Bekleidungsvorschrift für die Benutzung des Schwimmbeckens. Man toleriert dort nämlich auch keine Pyjamas oder lange Jeans und Pullover. Kann man auf dem ganzen Gelände tragen, wenn man will, aber nicht damit ins Schwimmbecken gehen. Und das gilt für alle Ganzkörperbekleidungen inklusive dem sogenannten „Burkini“.
Journalisten mit einem Mindestmaß an Verantwortungsbewusstsein und Objektivität hätten also bereits auf die dreiste Lüge in der Schlagzeile, dort würde Hausverbot erteilt, verzichtet. Aber wer propagandistisch die Stimmung hochheizen will, der nimmt eine Wahrheit und verdreht sie dann so, dass sie seinen Intentionen angepasst wird. Hier die Wahrheit einer Badevorschrift, umgewandelt zur Lüge eines Hausverbotes. So werden Fake News produziert von den sogenannten Qualitätsmedien, die sich als Garant gegen Fake News verkaufen wollen.

Zeitgleich mit den ersten warmen Tagen im Jahr kommt auch ein altbekanntes Thema wieder aufs Tapet. Und ja, es ist wieder der Burkini.“

Nein, es kommt nicht aufs Tapet, sondern wird gerade hier und jetzt von genau euch selbst auf das Tapet gezerrt. Ist ein kleiner aber nicht unbedeutender Unterschied. Aber so kann man es darstellen, als würde man ja gar nichts darüber schreiben, wenn nicht eh schon alle wild darüber diskutieren würden. Und wieder eine Verdrehung.

Muslimas, die es vorziehen, im Burkini oder einem Ganzkörperanzug schwimmen zu gehen, sei es nicht geraten, dafür das Neuwaldegger Bad in Wien-Hernals aufzusuchen. Denn dort ist jetzt jegliche Form der "Ganzkörperbekleidung" während des Schwimmens verboten. "Erlaubt ist ausschließlich die bei uns ortsübliche Badebekleidung: Badehose, Badeshorts, Badeanzug und Bikini.", heißt es in der Badeordnung des Privatbads, die auf drei Tafeln erläutert wird.“

Nein, es ist nicht „jetzt“ verboten, sondern schon immer. Wie ein unschuldig in den Satz verirrtes kleines Wörtchen doch den Sinn dahin verdrehen kann, als hätte man bisher dort selbst in Jeans und Shirt baden gehen dürfen, aber „jetzt“ würde man, nur wegen den armen diskriminierten Muslimas in ihren Ganzkörperfetzen, so etwas brutal verbieten. Man hätte übrigens auch keine bösen weißen Männer in Businessanzügen oder Nonnen in vollem Ornat schwimmen lassen, selbst wenn die es wollten. Aber wen interessieren die schon, und außerdem betrifft es Muslimas nur dann, wenn sie aus fundamentalreligiöser Indoktrination oder brutalem familiärem Zwang heraus die Anleitungen aus einem anderthalb Jahrtausende alten Wüstenpamphlet für wichtiger erachten als die Teilhabe am normalen mitteleuropäischen Leben. Aber wir überbieten uns ja momentan in den Mühen, die besonders fundamentalreligiösen Wüstensöhne und -töchter besonders schonend und liebevoll zu behandelt. Wahrscheinlich damit sie sich nicht sofort aus Empörung in die Luft sprengen.
Nochmal der Hinweis, es handelt sich um ein privates Bad, und da können die Besitzer theoretisch sogar vorschreiben, dass nur nackt ins Wasser gegangen werden darf. Wer solches nicht toleriert, für den gibt es immer die Möglichkeit, den Besuch dieses Bades zu meiden.

Besonders wertvoll erachte ich den folgenden Absatz:

Auch im Wachaubad in Melk, NÖ, dürfen laut Auskunft an der Kassa Burkini-Trägerinnen nicht hinein. "Es besteht Badebekleidungspflicht (Bikini, Badeanzug bzw. Badehose)", steht in der Badeordnung. Im Erlebnisbad im ländlichen Kirchberg/Pielach erfordert diese ebenfalls die "ortsübliche Badebekleidung" – und zwar seit 25 Jahren, wie Bürgermeister Anton Gonaus, erklärt. Probleme gebe es damit nicht. Allerdings gab es dort auch bisher keine Burkini-Trägerinnen.“

Wie soll man das jetzt bitte verstehen, wenn nicht als Anleitung für Provokateure, genau jetzt in genau diese Bäder zu gehen und dort, mit dem Handy gefilmt und einen Empörungssturm der Antifa provozierend, als Beweis für rassistische Diskriminierung eine Burkiniträgerin vom Bademeister aus dem Schwimmbecken holen zu lassen? Macht man sich hier wirklich zum Handlanger der Islamisierung?
Scheint so.

Die Frauenbeauftragte der Islamischen Gemeinschaft in Österreich(IGGiÖ), Carla Amina Baghajati, stimme so ein Verbot traurig. "Damit werden Muslima in ein Eck gestellt. Ihnen wird vermittelt, dass sie nicht dazugehören", sagt Baghajati. Sie stellt auch den Begriff "ortsüblich" infrage. "In den vergangenen Jahren haben wir Ganzkörperanzüge in den Wiener Schwimmbädern etabliert." Sie könnten durchaus als ortsüblich gelten.“

Muslima, die sich ausschließlich in Ganzkörperverhüllungen in der Öffentlichkeit (eben nicht) zeigen, sich also permanent von allen anderen abgrenzen, werden nicht in ein Eck gestellt sondern stellen sich selbst in das Eck. Wer mir symbolisiert, mit mir nichts zu tun haben zu wollen, braucht sich nicht beschweren, wenn ich mit ihm auch nichts zu tun haben will. Sie stellen ihre Forderung, unbedingt zeigen zu müssen, anders zu sein, in den Vordergrund und beschweren sich dann, man würde sie behandeln, als würden sie nicht dazugehören? Ihre Kleidung ist das Symbol dafür, dass sie genau das nicht tun und auch nicht wollen.

Wohin die argumentative Reise geht, ist hier aber ganz deutlich zu erkennen: Erst wird über Weigerung der Teilnahme am Schwimmunterricht und Antidiskriminierungsblabla erzwungen, dass immer mehr nachgeben und die spezielle muslimische Mode akzeptieren, und dann wird diese bereits zur „ortsüblichen Kleidung“ erklärt.
Dass es die „Frauenbeauftragte“ der IGGiÖ nicht traurig stimmt, wenn ihr eigener Verein Muslimas vorschreibt, dass jede wirkliche Muslima unbedingt auf dem Kopftuch beharren muss, sagt mir genug, um zu wissen, wohin ich deren Meinung stecken kann.

Um dem Ganzen eine Krone aufzusetzen, werden auch noch Leute befragt, um zu suggerieren, dass die meisten begeistert für die Erlaubnis des Burkini sind.

Generell stößt ein Burkini-Verbot bei der KURIER-Umfrage auf breite Ablehnung. "In seiner Privatzeit soll jeder tragen können, was er möchte", sagt Pensionistin Elisabeth Scheiderbauer.“

Eine Umfrage unter zwei Frauen? Naja, das ist schon repräsentativ.
Aber könnte der Pensionistin mal einer verklickern, dass niemand den Muslimas verbietet, in ihrer Privatzeit zu tragen, was sie wollen, aber es auch ein Recht gibt, auf seinem Privatbesitz Regeln aufzustellen? Lässt sie einen nackten Transvestiten mit lila Federbusch am Kopf und sonst nix am Körper in ihre Wohnung rein oder ruft sie in diesem Fall diskriminierend und die eigenen Worte vergessend die Kieberer?

Doch wenn man diesem journalistischen Meisterwerk auf das Krönchen noch einen Diamanten pflanzen will, dann kommt man mit dieser Geschichte:

Auch Apothekerin Sabine Hisa findet den Bann "komplett unnötig. Es dürfen ja auch Menschen mit Taucherausrüstung ins Wasser. Wo ist da der Unterschied?" Hisa ist selbst Muslimin. Sie trägt zwar kein Kopftuch, kennt aber die Diskussionen. Mitunter hätten Leute gar gemeint, sie solle Kopftuch tragenden Kolleginnen dieses herunterreißen.
Nun mischt sich Hisas Tochter Lina ein. "Letztens wurde meiner Freundin in der Schule das Kopftuch heruntergerissen", erzählt sie. "Aber die hatte darunter gar keine Haare. Sie hat Krebs gehabt."

Das ist 1001 Nacht vom Feinsten!
Und die wollen uns was von postfaktisch erzählen?
Man verdreht Tatsachen, baut ringsherum eine künstliche Empörung auf, holt sich die Meinung ausgerechnet jener, die die Frauen in den Stoffsack zwingen und erzählt dann noch tränendrüsendrückende Kopftuchgeschichten.
Und nein, auch im Taucheranzug darf keiner ins Schwimmbecken. Wenn das einzige Argument eine Unwahrheit ist, dann ist die Aussage irrelevant.

Dass es sich um drei Autorinnen handelt, die diesen Artikel verzapft haben, macht es jetzt auch nicht mehr besser.
Dass der „Kurier“ ziemlich nachgelassen hat die letzten Jahre ist ja kein Geheimnis. Aber wie tief das Blatt inzwischen gesunken ist, das ist hart.

Ach ja, geht noch was? Ja, es geht noch was.
Weil „Aktivistinnen“ etwas „gegen Strache“ machen wollten, setzten sie durch, dass im Wiener „Bdeschiff“ Burkinis nicht nur erlaubt, sondern faktisch ausdrücklich erwünscht sind. Denn:

Für Burkini-Trägerinnen ist der Eintritt gratis – und zwar die gesamte Saison über.“

Genau. So verleitet man wenigstens auch noch jene muslimischen Mädchen, die sich normal kleiden würden, dann für den Eintritt aber voll zahlen müssten, zum Burkini-Tragen, um gratis reinzukommen. Das ist genau das Gegenteil dessen, was mit Integration gemeint wäre. Aber linken Aktivistinnen ist kein Anwanzen an keine noch so primitive und patriarchalische Götzenanbetung zu blöd, wenn sie nur ein „Zeichen gegen Strache“ setzen können. Da ist ihnen selbst die verheerende Wirkung einer solchen Regelung Jubel wert.
Manchmal denkt man sich, dümmer geht’s nimmer.
Und dann kommen „Aktivistinnen“.

1 Kommentar:

gerd hat gesagt…

>>oder Nonnen in vollem Ornat schwimmen lassen, selbst wenn die es wollten.<<

Ich stelle mir die Schlagzeile im Kurier vor, wenn es mutige Nonnen gäbe, die das fordern und mit Bade Latschen im vollen Ornat, das Schwimmbad betreten.
Das wär doch mal ne Nummer!